„Codex Sinaiticus“
Der Name „Codex Sinaiticus“ meint wörtlich „Das Buch vom Sinai“. Darin drücken sich zwei wichtige Aspekte der Handschrift aus: ihre Form und ihr besonderer Platz in ihrer Geschichte.
„Codex“ bedeutet „Buch“. Als der Codex Sinaiticus geschrieben wurde, notierte man literarische Werke immer häufiger auf Blätter, die in einer Form gefaltet und gebunden wurden, die wir bis heute kennen. Das Buch-Format ersetzte rasch die Buch-Rolle, die noch ein Jahrhundert zuvor sehr weit verbreitet war und die bedeutete, dass Texte auf eine Seite einer Folge von aneinandergeklebten Blättern aufgetragen wurden, die insgesamt eine Rolle bildeten. Diese Rollen bestanden aus Tierhaut (wie die meisten der berühmten Funde vom Roten Meer) oder aus Papyrus (der gewöhnliche Träger für griechische und lateinische Werke).
Zur frühen christlichen Kultur gehört ganz eindeutig der Codex aus Papyrus. Der Codex Sinaiticus dagegen enthält aufbereitete Tierhaut, die Pergament genannt wird. Damit wird eine bedeutende Schwelle in der Buchgeschichte markiert. Die vielen bekannten Beispiele griechischer und lateinischer Texte auf Papyrus-Rollen oder in Papyrus-Büchern kommen aus der Mode und der Pergament-Codex wird zur Norm.
In seiner Geschichte - insbesondere der Moderne – trugen Teile des Codex Sinaiticus auch andere Namen. Die 43 in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrten Blätter wurden 1846 als „Codex Friderico-Augustanus“ veröffentlicht, gewidmet also dem sächsischen König Friedrich August I., dem Arbeitgeber des deutschen Bibelwissenschaftlers und Herausgebers des Codex Sinaiticus, Konstantin Tischendorf. Die heute in der British Library London befindlichen 347 Blätter hießen früher „Codex Sinaiticus Petropolitanus“, mit Bezug auf St. Petersburg, wo sie zwischen 1863 und 1933 aufbewahrt wurden.
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